Prävention

Die Vorbeugung von Krebserkrankungen – anstelle einer Behandlung bereits bestehender Krebserkrankungen – hat das Potential, die Überlebenschance und Lebensqualität von Patient*innen deutlich zu verbessern und gleichzeitig die sozio-ökonomischen Kosten dieser Krankheiten zu verringern.

Komplementär zu unseren anderen Forschungsschwerpunkten, welche sich mit individueller Krebsrisikovorhersage und der Entstehung von Krebserkrankungen befassen, untersuchen wir deswegen auch Strategien zur effektiven individuellen Vorbeugung von Krebserkrankungen. Auf dem Populationsniveau sind bereits viele Risikofaktoren für die Krebsentstehung bekannt, wie zum Beispiel Rauchen: man weiß, dass Rauchen allgemein ein Risikofaktor für Krebserkrankungen darstellt, und dass Rauchkarenz generell dieses Risiko reduziert. Allerdings ist das individuelle Risiko schwieriger zu bestimmen: nicht jeder Raucher bekommt Krebs, und Personen, die mit dem Rauchen aufhören (oder nie geraucht haben), können trotzdem an Krebs erkranken. Es ist bisher auch nicht bekannt, wie effektiv vorbeugende Maßnahmen wie z.B. Rauchstopp auf einem individuellen Level sind. In Kombination mit individueller Risikovorhersage untersuchen wir deswegen auch die Überwachung der Effektivität bestimmter vorbeugender Maßnahmen, zum Beispiel in unserer neuen TirolGESUND Studie.

BRCA PREV/END

In BRCA PREV/END untersuchen wir, wie in BRCA-Mutationsträgerinnen, welche ein erhöhtes Brustkrebsrisiko aufweisen, dem Krebs vorgebeugt werden kann. 

Paradoxerweise sind BRCA Mutationsträgerinnen momentan die einzigen Personen, die ihr Risiko für Brust und Eierstockkrebs nahezu komplett eliminieren können – allerdings zu einem hohen körperlichen Preis: Entfernung der Brüste und/oder Entfernung der Eierstöcke. Angelina Jolies Entscheidung zur risikosenkenden Brustabnahme schlug international große Wellen. Wir untersuchen, ob es auch weniger invasive Methoden zur Risikoreduktion gibt, zum Beispiel individualisierte medikamentöse Behandlung. Für die Evaluierung des Behandlungserfolges untersuchen wir Endpunkte wie DNA Methylierung, welche zu diesem Zwecke entweder direkt im Risikogewebe (Brust oder eierstock), oder idealerweise in leicht zugänglichen Geweben untersucht werden kann.

Um solche “Surrogat”-Endpunkte (statt Krebserkrankungen selbst) zu entwickeln testen wir momentan folgende Aspekte in vitro (BRCA PREV/END Pre-Clinical) und in vivo (BRCA PREV/END TRIALS):

  1. ob Mifepriston – ein Medikament, welches die Aktion des Progesteronhormons blockiert – epigenetische Veränderungen, welche zu Krebsentstehung führen, vorbeugen oder reversieren kann
  2. ob dieser Ansatz uns dabei helfen kann, Frauen zu identifizieren, die von einer individualisierten Mifepriston-Behandlung zur Risikoreduktion profitieren könnten.

HEAP

Wir nehmen als führende Institution des WorkPackage 8 am Human Exposome Assessment Projektes teil. Hier untersuchen wir den Effekt der Alterung und krankheitsassoziierten Faktoren auf die DNA Methylierung.

Unsere vorangehende Forschung hat gezeigt, dass der Alterungsprozess das Epigenom deutlich verändert, allerdings kann dieser Prozess auch durch andere Faktoren (zum Beispiel Ernährung, Hormone, Lebensstil) beeinflusst werden. In diesem neuen Projekt untersuchen wir deswegen das Zusammenspiel dieser Faktoren. Unsere TirolGESUND Studie ist Teil des HEAP Projektes.

Dieses Projekt wird vom Horizon 2020 Research and Innovation Programm der Europäischen Union (Grant Agreement 874662) unterstützt.

Lifestyle-Studien

Wir führen 3 Studien durch, die umfassende Datensätze über die Auswirkungen von Lebensstilinterventionen (intermittierendes Fasten, Bewegung, psychosoziale Interventionen und Raucherentwöhnung) auf das Epigenom und mehrere zusätzliche biologische Endpunkte liefern werden.

1. TirolGESUND-Studie: Untersuchung der Hypothese, dass Lebensstilinterventionen [Raucherentwöhnung oder intermittierendes Fasten (mit und ohne ketogene Supplementierung)] zu Veränderungen der epigenetischen Testergebnisse führen können.
2. LIFE-Tirol-Studie: Untersuchung, ob Lebensstilinterventionen mit dem Ziel der Krankheitsprävention [Intervallfasten und/oder Bewegung und/oder Stressabbau, Entspannung und Resilienztraining] für die Tiroler Bevölkerung akzeptabel sind.
3. SUN-Tirol-Studie: Untersuchung, ob die Raucherentwöhnung für die Tiroler Bevölkerung akzeptabel ist und ob die Motivation, rauchfrei zu bleiben, durch den Zugang zu Informationen über Veränderungen der epigenetischen Marker beeinflusst wird.

Sehen Sie sich Videos an, die unsere Arbeit zur Krebsprävention beschreiben

Epigenetische Uhren

Unsere Arbeit zur Überwachung der Wirksamkeit der Krebsprävention wird durch die Entwicklung neuer epigenetischer Uhren untermauert. Unsere Uhren sagen das chronologische Alter genau voraus und sind gewebespezifisch. Unsere WID-REA-Uhr (WID-relative epithelial age) erfasst speziell die Alterung von Epithelzellen, die unsere Organe auskleiden. Wir untersuchen nun, wie sich diese Uhren nach Änderungen des Lebensstils wie Ernährung, intermittierendem Fasten, Sport und Wohlbefinden verändern.

Brustkrebsprävention mit Antiprogestinen

Im zweiten Video beschreiben wir das Potenzial für eine individualisierte Brustkrebsvorbeugung und Risikoüberwachung mit Hilfe von Antiprogestinen und einem neuartigen epigenetischen Test, dem WID-Breast29. Unsere Ergebnisse könnten besonders für Personen mit dem höchsten Risiko, z. B. BRCA-Mutationsträgerinnen, von Nutzen sein.

 

Vision 2040

Frauenkrebserkrankungen sollen 2040 eine Erkrankung der Vergangenheit sein.